… ist der immer wieder neue Kontakt mit der Realität | Wirklichkeit ohne Flucht.
»achtsam | mindful«
Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will.
Galileo Galilei
Der Begriff Achtsamkeit wird sehr unterschiedlich assoziiert. Die Spanne reicht vom Wellness-Programm über Aufmerksamkeitstraining bis zur esoterischen Lehre.
Achtsamkeit ist für mich Aufmerksamkeit, die ich ganz bewusst lenken kann. Ich kann mit meiner Aufmerksamkeit in bekannte und in unbekannte Gegenden fahren. Überall werde ich Neues und Überrraschendes entdecken. Ich brauche nicht viel dafür; einen Moment Zeit + eine Portion Neugier + einen Löffel Veränderungswillen.
Achtsamkeit ist eine besondere Form der Aufmerksamkeit. Einfach gesagt bedeutet Achtsamkeit nicht urteilendes Gewahrsein von Moment zu Moment.
Jon Kabat-Zinn
Womit hat nun „Achtsamkeit“ zu tun?
Wie im Sport hat Achtsamkeit etwas mit Bewegung zu tun und wie beim Arbeiten etwas mit tätig sein. Achtsamkeit ist eine aktive und aktivierende Handlung in unterschiedlichen Formen. Achtsamkeit kann anstrengend sein. Sie hat immer etwas mit Wachheit und Fokussierung zu tun.
Wenn ich den englischen Begriff „mindful“ wörtlich übersetze; mind – Verstand und ful – voll, komme ich zu einer für mich treffenderen Aussage: VOLL VERSTAND | VOLL BEWUSSTSEIN. Erleben und Verstehen, was gerade jetzt passiert und das auf verschiedenen Ebenen: Gedanken, Körper, Gefühle und die Interaktion mit der Umwelt/ dem Umfeld. In Beziehung sein mit dem, was im Innen und im Außen gerade in diesem Moment da ist.
Es spielt keine Rolle, ob du dich für den Klimaschutz, deine Mitarbeiter:innen, für deine Kinder, Partner:in, dein Unternehmen, … oder für ein klares, starkes Ich einsetzt – Achtsamkeit ist immer hilfreich – mit Bewusstheit, Klarheit & Wachheit.
Wenn wir die Praxis der Achtsamkeit aufnehmen, dann erkennen wir unsere Fähigkeit an – im Grunde erinnern wir uns unserer Fähigkeiten -, inmitten von Chaos, Unsicherheit und der Ankunft des Unerwarteten wachsam und stabil zu bleiben.
Saki Santorelli (2009); Zerbrochen und doch ganz, Die heilende Kraft der Achtsamkeit, S. 187
MBSR – achtsamkeitsbasierte Stressreduktion
MBSR „Mindfulness-Based Stress Reduction“ ist ein Achtsamkeitstraining, das eine Einführung und eine Basis für die eigene Achtsamkeitspraxis bietet. Gegliedert ist MBSR in verschiedene Übungen, deren Ziel es ist, über den eigenen Atem immer wieder neu zu innerer Ruhe, bewusster Wahrnehmung und Entscheidung zu finden. Es ist ein Trainingsprogramm für unseren Geist, unsere Gefühle und unseren Körper und beinhaltet meditative, bewusst machende Übungen in Ruhe und in Bewegung.
Das Ziel von MBSR ist eine immer klarer werdende Selbsterkenntnis und Regulierungsfähigkeit (Resilienzfähigkeit).
Wie im Höhlengleichnis von Platon kann es mit MBSR gelingen, aus der eigenen Höhle, dem eigenen Schatten heraus zu treten und die eigene Selbstwirksamkeit immer wieder neu wahrzunehmen und ganz bewusst zu stärken. Wie ein Puzzle, das sich Stück für Stück aus den ganz unterschiedlichen Facetten des eigenen Potenzials zusammensetzt.
Innehalten – Atmen
Durch Innehalten beginnen wir allmählich klarer zu »sehen«, wahrzunehmen. Wir halten inne, nicht um zu schlafen oder auszuruhen, sondern um Einsicht zu erlangen.
Der Atem – das Zentrum. Er ist das wirksamste Mittel, um uns mit dem gegenwärtigen Augenblick zu verbinden. Er ist beweglich, er verändert sich ständig – wie Meereswellen, ziehende Wolken oder flackernde Flammen. Sie sind immer da und gleichen einander doch nie. Das gilt auch für unseren Atem. Er ist immer da und immer in Bewegung und Veränderung.
Der Atem steht für das Leben.
» Platon beschreibt in seinem Höhlengleichnis eine Gesellschaft, in der die Menschen in einer Höhle leben. Um ein Feuer herum sitzend, sehen sie ihre Schatten an die Höhlenwand projiziert. Da sie nur die Höhle als ihre Lebenswelt kennen, glauben sie, dass die Schatten die Wirklichkeit ausmachen. Einer der Höhlenmenschen schafft es, die Höhle zu verlassen. Er entdeckt hinter dem Höhlenausgang noch eine andere Wirklichkeit. «
Gewohnheitsmäßig bewerten wir ständig, selbst wenn wir uns vornehmen, nicht zu urteilen. Einen Zustand des Nicht-Urteilens können wir über eine längere Zeit nur aufrecht erhalten, wenn wir uns von Moment zu Moment das Urteilen bewusst machen.
Dass wir urteilen ist ganz normal, weil unser Denken so beschaffen ist. Mit der Achtsamkeit beginnen wir, unseren Geist und unser Denken aufmerksam zu beobachten. Diese aufmerksame Beobachtung von Moment zu Moment umfasst in der Achtsamkeit unseren Geist und unser Denken, genauso wie unsere Gefühle, unsere Körperempfindungen und unseren Atem.